Es ist Sonntag, es ist Valentinstag und noch dazu soll es tolles Wetter geben! Also beschließen wir, den Tag im Hagley-Park zu verbringen. Es ist der große Stadtpark von Christchurch und wir finden ihn total genial. Nicht nur das er riesig ist und es sogar einen Golfplatz in ihm gibt. Bäume sollte man natürlich auch in solch einem Park vermuten, allerdings hat man hier in manchen Teilen das Gefühl, durch einen Wald zu laufen.
Dann gibt es einen Rosengarten, viele kleine Wege wie ein Labyrinth durch dichte Büsche vorbei an kleinen Seen und dann sind die Bäume und nicht einfach nur Bäume. Viele sind einfach riesig und so viele verschiedene. Von der Korkeiche über Trauerweiden bis hin zu Nadelbäumen, Palmen und Bäume, die wir nicht kennen aber einfach gigantisch aussehen!
Genau dort wollten wir den Tag verbringen. Da es Sonntag war, hieß es erst einmal ausschlafen. Anschließend gab es ein Sonntags-Valentinstags-gerechtes Frühstück – kleine Pfannkuchen mit Schoki und Früchten. Sooo lecker. Und die waren probehalber sogar mal gänzlich vegan.
Wir entschieden uns mit dem Auto zum Park zu fahren und mussten vorher noch tanken. Also schnell die nächste Tankstelle angesteuert und ran an die Zapfsäule. Ich bleibe im Auto sitzen und Olli steht neben dem Auto. Er wollte mir gerade ein Kuss durch die Scheibe geben, ich wollte ihm gerade sagen, er solle aufhören am Auto zu wackeln. Da schauen wir uns an – er runtergebeugt, ich verwundert, dass er das Auto gar nicht berührt. Was ist das? Warum schwankt das Auto so? Warum schauen alle anderen an der Tankstelle so geschockt? Was passiert hier? Au backe – ein Erdbeben!
Aber nicht so ein kleines, wie man sie des Öfteren hat und man gar nicht spürt. Dies hier hatte es schon in sich! Olli’s Beine waren total wackelig, ich wurde im Auto durch geschüttelt, der Tankrüssel steckt im Auto.
Nach ca. 30 Sekunden war es vorbei – mehr oder weniger. Olli ging rein zum Bezahlen und ich hatte das Gefühl, es würde immer noch wackeln. Es handelte sich hier schon um sogenannte Nachbeben. Dadurch, dass man bewegt wird in dem Moment, spürt man das noch intensiver, als wenn man sich zum Beispiel durch Gehen fortbewegt.
Dieses Beben hatte eine Stärke von 5.7 – 5.9. Also schon sehr beachtlich! Zum Vergleich – das große Beben im Februar 2011 hier in Christchurch hatte eine Stärke von 6.3. Und bei diesem wurde ein Großteil der Stadt in Schutt und Asche gelegt und 185 Menschen kamen ums Leben. Das Erdbeben am Valentinstag war das Stärkste Beben seit damals 2011. Das war ein leichter Schock für die Einheimischen.
Noch leicht geschockt, mein Herz pochte noch immer stark, das Adrenalin war auch noch nicht ganz weg, machten wir uns weiter auf den Weg zum Hagley-Park. Wir kamen an einem großen Shopping Center vorbei. Die Straße war voll mit Menschen, überall. Da war ganz sicher keiner mehr shoppen.
Später haben wir erfahren, dass sämtliche Einkaufszentren evakuiert wurden und auch andere große Gebäude wie zum Beispiel auch das Casino, in dem ich arbeitete. Es ab zum Glück keine Verletzte, nur ein paar Gebäude wurden leicht beschädigt und bekamen Risse – ein nicht seltener Anblick hier. Neuseeland wurde ein kleines bisschen kleiner, denn im Osten von Christchurch sind große Teile einer Klippe ins Meer gestürzt.
Im Laufe des ganzen Tages gab es dann immer wieder kleine Erdbeben, die man allerdings gar nicht gespürt hat, auch gut zu spüren war. Insgesamt gab es an diesem Tag ganze 79 weil sie nur sehr leicht waren. Gegen 18:30 Uhr abends gab es dann nochmal ein Beben der Stärke ca. 3.5, welches Erdbeben!!! 79!!! An einem einzigen Tag, an ein und demselben Ort!!!
Endlich im Park angekommen, beruhigte sich der Herzschlag allmählich und wir genossen das herrliche Wetter, die gigantischen Bäume, die bunten Blumen, die Jazzmusik und einfach die entspannte Atmosphäre, die einen in dem Park umgab.
Ich verlor sogar für eine Weile die Nervosität, dass es immer später wurde – denn ich musste ja noch zur Arbeit um 17 Uhr. Aber neben dem Schlendern durch den Park, stand auch noch ein interessantes Treffen mit einem Pärchen aus Hannover an, die uns kannten – wir sie aber nicht.
Ein paar Tage zuvor bekam Olli eine What’s App Nachricht von Annika und Ruven, die uns auch schon hier daheim besucht haben, uns aber verpasst haben und einen Brief an der Tür hinterließen. Annika arbeitet mit einer Vera zusammen und von ihr hat sie Olli’s Nummer – denn wenn man schon am anderen Ender der Welt Gleichgesinnte treffen kann, dann nutzt man doch die Chance.
Aber wer sind denn nun Annika und Rouven? Und mit welcher Vera arbeitet sie zusammen? Die einzige Vera, die wir bzw. Olli kennt, ist seine Oma. Also bleibt die Frage – welche Vera? Wir haben uns tagelang schon den Kopf zerbrochen. Des Rätsels Lösung sollte folgen.
Wir haben uns im Park an einem bestimmten Punkt verabredet und da kamen die beiden auch schon angeradelt. Nach einer lieben Begrüßung wollten wir nun endlich wissen – wer genau seit ihr und woher kennt ihr uns und wer ist Vera?
Vera K.-F. ist schon ewig eine sehr gute Freundin von Olli’s Eltern. Und mit einem Schlag wurde es Olli bewusst – Vera – natürlich! Es war ihm so peinlich, dass er an diese Vera nicht gedacht hat die ganzen Tage. Also im Endeffekt kannten die beiden uns auch nicht. Aber sie waren uns sehr sympathisch und die halbe Stunde, die wir leider nur hatten (weil ich zur Arbeit musste) war sehr interessant. Die sind auf Hochzeitsreise – für 2 Monate und haben auch schon ein zwei Länder hinter sich.
Schade, dass wir für dieses spontane Treffen nicht so viel Zeit hatten, wir hätten gern noch ein bisschen den Tag mit den beiden verbracht. Leute mit denen man auf Anhieb auf einer fast gleichen Wellenlänge ist, trifft man nicht jeden Tag.
Aber leider musste ich los zur Arbeit. Also verabschieden, Nummern und Web-Adressen ausgetauscht und ab Richtung Casino, wo ich dann bis 00 Uhr arbeiten musste.
Tolles Wetter, purer Sonnenschein, ein super Starter-Frühstück, Adrenalin, tolle Natur, ein bisschen Romantik, Entspannung und ein interessantes Treffen – der Tag hatte trotz später Arbeit doch alles, was man sich wünscht.
Bis zum nächsten Mal
Olli und Julia
Und denkt dran – hab ihr Fragen oder Anregungen, dann schreibt uns doch einfach oder hinterlasst auch gerne ein Kommentar.
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