Da waren wir also wieder – Makassar, Hauptstadt von Sulawesi. Unser Ziel – die Togeans im Norden von Sulawesi. Auf dem Weg dorthin haben wir noch ein paar kleinere Stopps geplant, der Erste sollte Rantepao sein. Ein Ort der bekannt ist für seine Begräbnis-Zeremonien und traditionellen Dörfer. Die Busfahrt dorthin war diesmal recht angenehm! Genug Beinfreiheit, genügend Snacks und der Bus wurde zwischenzeitlich auch nicht mit anderen Fahrgästen überladen! Und er dauerte nur 11h, so what?! 🙂
Angekommen in Rantepao wurden wir auch sogleich von unserer „Kontaktperson“ zu unserer Unterkunft gebracht. Noch kurz ne Kleingkeit gegessen und ab ins Bett! Am nächsten Morgen haben wir erstmal den Raum gewechselt, weil wenn schon ein europäisches Klo, dann doch wenigstens mit Brille, ohne Brille ist echt blöd…
Danach haben wir mit einem Guide eine Begräbnis-Zeremonie besucht was hierzulande echt ein wenig anders abläuft. Das einzige was ähnlich ist, sind die schwarzen Klamotten. Dort angekommen wurde uns ein Platz für Gäste zugewiesen, wo wir dann Kaffee und Kekse gereicht bekommen haben. Der Familie des oder der Toten sind Gäste nur recht, je mehr Gäste desto höher das Ansehen! Als kleines Gastgeschenk haben wir eine Stange Zigaretten mitgebracht, was hier so üblich ist.
Die lokalen Gäste/Freunde/Verwandten haben aber eher Schweine und Büffel mitgebracht, die dann mitten auf dem Dorfplatz geschlachtet und zerteilt wurden! Ein eher gewöhnungsbedürftiger Anblick für Fremde – für Julia war das nix! Man muss sich das so vorstellen – da stehen mehrere traditionelle Häuser um einen Platz herum. Dieses „Dorf“ ist aber nur Sitz einer einzigen Familie, und mitten auf dem Platz davor liegt ein festgebundener Büffel mit aufgeschlitzter Kehle zum Ausbluten! Kurz bevor der Tod eintritt, bäumt sich das Tier dann plötzlich noch einmal auf! Nach und nach nehmen sämtliche Gäste in einem speziell für diese Zeremonie errichteten Gebäude Platz, es werden sämtliche Geister und Götter beschworen und nebenbei kümmern sich ein paar Leute um den toten Büffel. Haut abziehen, Eingeweide entnehmen, Gliedmaßen abschneiden – bis nur noch der Kopf übrig ist! Und an diesem Tag wurde nur ein Büffel und ein Schwein geopfert! Es warteten noch ca. zehn Schweine und mindestens fünf Büffel auf ihre Hinrichtung, die aber erst an den Folgetagen stattfand. So eine Begräbniszeremonie dauert hier nämlich mehrere Tage. Nach der Büffelschlachtung haben wir uns dann von der Zeremonie verabschiedet, auch damit Julia ihre verloren gegangene Farbe wiederfindet! 🙂
Weiter ging es zu einem weiteren traditionellen Dorf keine fünf Minuten entfernt. Dort haben wir uns dann die traditionellen Hütten mal ein wenig genauer angeschaut sowie noch ein paar Felsengräber. Es war bzw. ist hier noch in Teilen des Landes üblich, dass die Toten in ihren Särgen an Felswände gehängt werden. Gehängt ist hier aber eher das falsche Wort, weil die Särge auf in den Fels getriebene Holzpfosten liegen! In einer Höhe, die es Grabräuber eigentlich unmöglich machen sollte diese zu plündern, weil ja immer auch Grabbeigaben beigelegt werden! Hier und da sieht man dann auch mal ein paar Schädel und andere menschliche Knochen herum liegen…
Irgendwann reichte es uns dann auch und wir sind zurück nach Rantepao und haben noch ein wenig die Stadt erkundet mit all ihren Märkten und Essensständen! Für den nächsten Tag haben wir uns ein Moped organisiert, weil wir einfach mal auf eigene Faust die Gegend rund um Rantepao erkunden wollten und dank GPS-Tracker ist das ja auch kein Problem!
Früh morgens haben wir uns dann also auf den Weg gemacht! Ich hatte uns am Vorabend noch eine Strecke zurecht gelegt und im GPS-Tracker abgespeichert. Raus aus der City, vorbei an erntereifen Reisfeldern, durch kleine Dörfer, hinein in die umliegenden Berge! What a beautyfull scenery!! Immer wieder kleinere Stopps um die fabelhafte Aussicht zu genießen – WOW!!! In einem der Dörfer wurde gerade ein neues traditionelles Haus gebaut und das musste ich mir einfach mal anschauen! Kein einziger Nagel wird da verbaut, nur traditionelle Holzverbindungen und das mit einer Genauigkeit – Respekt! Normalerweise werden Hütten und Häuser in Asien ja nur irgendwie zusammen geschustert, Hauptsache es hält für ein paar Jahre und Genauigkeit ist eher ein Fremdwort! Nach einem Reisschnaps ging es dann auch weiter, wir hatten ja noch einige Kilometer vor uns…
Irgendwann sind wir dann noch an einer „Touristen-Attraktion“ vorbei gekommen. Ein riesiger Felsen mit lauter eckigen Löchern! Gräber! Ein paar von diesen Felsen hatten wir auf unserem Weg bis dahin schon gesehen, nur waren in diesen Felsen jeweils nur ein bis drei Löcher, und dieser hatte sage und schreibe um die 80! An einer Stelle waren sie auch gerade damit beschäftigt mit Hammer und Meißel ein weiteres Loch in den Fels zu treiben. Der Eingang dieser Gräber ist ca. 80x80cm groß und das innere meist 1.20m x 1m x 1m… Ne Menge Arbeit das alles per Hand weg zu stemmen!!
Weiter immer weiter ging es dann und die „Straßen“ wurden immer schlechter! So schlecht das Julia immer wieder mal absteigen musste und zu Fuß weiter gehen musste bis es wieder einigermaßen ging. In dieser Gegend n Platten zu haben wär echt ungünstig gewesen! Aber wir haben es geschafft! Ohne Unfall oder Platten sind wir irgendwann wieder in Rantepao gelandet. Abends haben wir uns dann noch Bustickets für unser nächstes Teilstück nach Tentena besorgt. Am nächsten Morgen um 8h sollte es losgehen!
Letztendlich ging es dann um 9:15 Uhr los… Der Bus war diesmal ein bisschen mehr „basic“ und die Fahrt sollte ca. 12h dauern. Alles halb so dramatisch, wir haben ja mittlerweile schon so einige skurile Fahrten mitgemacht! Während der Fahrt wurde der Bus aber immer voller und voller. Die Leute haben teilweise schon im Gang gesessen und Julia und ich haben unsere Plätze mit einer etwas älteren Dame geteilt! Es war eng und kuschelig aber wenigstens hatten wir ein wenig Beinfreiheit! Der Dame neben uns ging es aber irgendwann nicht mehr so gut und sie war sichtlich erleichtert als ich ihr ein paar „Spuckbeutel“ überreichte! Auf jeder Busfahrt die wir bisher gemacht haben, waren immer mehrere „locals“ dabei, denen irgendwann so schlecht wurde, dass sie sich irgendwann übergeben mussten! Unsere These hierzu lautet – wir haben den Heide-Park…!
Auf der Fahrt haben wir uns mit ein paar „Bulés“ angefreundet. Bulé ist das indonesische Wort für westliche Ausländer, quasi wie „Farang“ auf thailändisch! Rebekka aus Deutschland, Karen und Scott aus England und Malou und ihre Freundin Hanna aus Belgien. Man sollte sich noch ein paarmal wieder sehen.
In Tentena angekommen haben wir uns auf ein paar Motorrad-Taxis geschwungen um zu unserer Unterkunft zu kommen. Diese lag ca. drei Kilometer außerhalb Tentenas und war irgendwie schön aber auch am Ar… der Welt. Tentena liegt an einen großen See in der Mitte von Sulawesi und unsere Hütte stand direkt im See und wir waren die einzigen Gäste! Unser Essen mussten wir für den ganzen Tag vorbestellen, denn es musste aus Tentena geholt werden! In dieser Abgeschiedenheit haben wir ein wenig die nächsten Tage geplant und die Ruhe genossen aber nach zwei Nächten mussten wir dort auch wieder abhauen! Zu weit weg von allem und zu teuer!!
Julia musste sich von einer Erkältung erholen, konnte mich also nicht zu einem der schönsten Wasserfälle des Landes begleiten. Und ich hatte wirklich Glück! An diesem Samstag bin ich erst gegen 15 Uhr mit meinem Fahrer zu dem Wasserfall gestartet und es war ca. 15:30 Uhr als wir dort angekommen sind. Und es war vollkommen leer dort! Keine Menschenseele außer meinem Fahrer und mir!! Wie geil war das denn?!! Am nächsten Tag waren Rebekka und die anderen vor Ort und sie mussten dieses schöne Fleckchen Erde mit ca. 200 weiteren Menschen teilen… Ich konnte also in aller Ruhe den Wasserfall erkunden, Ebene für Ebene, und zwischendurch hab ich mich noch als Müllsammler betätigt… Da stehen schon große Mülleimer herum aber die locals kriegen es einfach nicht gebacken ihren scheiß Müll den sie produzieren vernünftig zu entsorgen!!! Flasche leer also liegenlassen oder in den Wasserfall werfen oder sonst wohin… Diese Dummheit und Ignoranz regt mich bzw. uns immer wieder auf! Zuviel instant-noodle-soup sagen wir dann immer…
Am nächsten Tag haben wir dann unsere Unterkunft gewechselt und sind zu unseren Bulé-Freunden gezogen! Eine nette und günstigere Unterkunft am Abfluss des Sees gelegen mit einem netten Ausblick! Leider hatte es mich nun erwischt, ich war erkältet. Julia hatte mich anscheinend angesteckt. Den Symptomen nach war ich schon fast der Meinung mir eine Malaria eingefangen zu haben aber dazu passte einfach nicht die laufende Nase – nochmal Glück gehabt… Abends, als wir dann alle wieder zusammen saßen, ging es darum uns eine Transportmöglichkeit nach Ampana zu organisieren. Wir waren schließlich sieben Leute, da konnte man sich leicht ein „privat car“ mieten was Zeit, Kosten und Stress spart. Es wurde zu fortgeschrittener Stunde auch noch ein Auto begutachtet und für gut befunden, doch am nächsten Morgen war alles schon wieder hinfällig. Unser Fahrer war plötzlich krank und es erschien ein Ersatzfahrer mit einem anderen Fahrzeug, welches definitiv zu klein für sieben Personen plus Gepäck war und dreister weise wollte er auch noch mehr Geld haben!! Nach ein paar Versuchen des Verhandelns ist er dann beleidigt von dannen gezogen, was aber auch unser Glück war, schließlich hatten wir einen ca. 6h-Trip vor uns. Ein paar Telefonate später hatten wir dann einen Fahrer. Ein netter lockerer Typ dessen Fahrzeug genau richtig für unsere Bedürfnisse war und auch noch viel günstiger! Alles verlief glatt und nach besagten 6 Stunden kamen wir in Ampana an.
Und weiter geht’s in ein paar Wochen völlig abgeschieden von der Außenwelt…
Bis dahin
Euer Olli & Eure Julia
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