Unsere Pläne standen eigentlich fest. Nach Bunaken sollte es wieder zurück aufs Festland gehen. Lembeh war das Ziel und auf dem Weg noch das ein oder andere Dorf besuchen. Aber an unserem vorletzten Abend gab es ein interessantes Gespräch mit Benji aus Spanien… Mit riesigen Augen hat er uns von dieser Insel weiter nördlich erzählt. Einer Insel ohne Touristen, einem einzigen lokalen Tauchanbieter und Abendessen mit Blick auf einen aktiven Vulkan! DA müssen wir hin und schwupps hatten sich unsere Pläne mal wieder geändert. Pulau Siau war nun das Ziel!!
Unseren letzten Tag auf Bunaken haben wir bei der Familie von Jonly und Anusch verbracht. Anusch habe ich damals auf den Philippinen kennen gelernt und bin mit ihr hier nach Bunaken gekommen. Dort hat sie sich unsterblich in den local Jonly verliebt! Die beiden leben mittlerweile seit ein paar Jahren in Berlin und haben auch schon einen fünfjährigen Sohn! Auf deren Hochzeit Ende 2009 war ich Trauzeuge. Wer sich dran erinnert – wir waren damals mit ein paar Leuten in Dänemark und ich bin extra für die Hochzeit kurz mal zurück nach Oldenburg gefahren…
Dann ging´s also los, zurück nach Manado, eine Nacht dort gepennt und am nächsten Morgen die Fähre nach Pulau Siau genommen! Nach einer vierstündigen Überfahrt waren wir am Ziel und am Hafen wartete auch schon Harry – unser Gastgeber für die nächsten Tage! Harry ist ein gemütlicher älterer Herr mit einem netten kleinen Häuschen – vier Kilometer vom Krater des Gunung Karangetang entfernt. Auf dem Boot hierher haben wir noch Eileen aus New York kennen gelernt. Auch sie ist aufgrund eines Gespräches mit Benji hier auf Pulau Siau gelandet und somit waren wir zu dritt! Fast die einzigen Touris hier, wären da nicht noch die drei deutschen Fotografen gewesen mit denen wir aber zum Glück nichts zu tun hatten!
Es waren also zu dieser Zeit gerade einmal sechs Touristen auf diesem schönen Eiland! Wir, also Julia, Eileen und ich durften uns dann bei Harry zu Hause einquartieren – eigenes Zimmer, eigenes Bad – alles super! Es gibt hier auf Siau auch ein Hotel (Hotel Jakarta) und ein paar Homestays aber die Option bei Harry zu pennen war einfach am besten! Zusammen mit seiner Frau Cathrin, die uns die meiste Zeit bekocht hat, war es ein super familiäres feeling.
Und der erste Abend war dann auch echt berauschend! Erst haben wir hinterm Haus auf einer Wiese gesessen und den Ausblick zum Vulkan genossen! Immer wieder rollten glühende Lavabrocken den Berg hinunter und man hörte es zischen und grummeln – einfach abgefahren!! Etwas später an diesem Abend sind wir dann noch an eine Stelle gefahren, wo noch vor ein paar Monaten (im Mai) die Lava den Berg herunter gekommen ist. Wir saßen also ziemlich nah am Krater, so ca 3 km entfernt, auf einem erkalteten Lavastrom und beobachteten dieses faszinierende Naturschauspiel! WOW!! Die Stille der Nacht, ohne störende Motorengeräusche oder ähnlichem, nur unterbrochen von den Geräuschen des Vulkans… Mal ein zischen, grummeln, rumpeln… Nicht bedrohlich wirkend aber ziemlich Respekt einflößend! Zu dieser Musik sind wir dann später auch eingeschlafen…
Am nächsten Morgen ging es dann auch schon los mit tauchen!! Harry hatte schon alles Nötige auf der Ladefläche seines kleinen Transporters verstaut und nach einem kleinen Frühstück ging es dann los. Wir sind, auf der Ladefläche sitzend, quer über die Insel gefahren und mussten alle paar Momente den verdutzt wirkenden Kindern winken! Einfach herrlich, überall freundliche, positiv überraschte Leute! Immer wieder hörten wir „Bulé, Bulé“ und „Hello Mister“ aber auf eine freundliche, interessierte Art und Weise und nicht wie andernorts mit dem Hintergedanken – hey da kommt n Geldautomat auf zwei Beinen…
Die Insel ist wunderschön grün und immer wieder hat man einen atemberaubenden Ausblick auf den Vulkan der ständig und stetig raucht.
Selbst beim Tauchen ist der Vulkan allgegenwärtig denn man hört ab und zu sein grummeln und rumpeln unter Wasser – einfach abgefahren! Und die Unterwasser-Welt an sich ist genau so berauschend wie der Rest! Mini-Frogfische in orange, weiß, schwarz, Giant-Frogfische in grün, Ghost-Pipe-Fische in sämtlichen Varianten, Seepferdchen und kleine Tintenfische und natürlich unsere heißgeliebten Nudibranches!! Unglaublich viele unterschiedliche Nudis – einfach WOW!! Hier hat man tauchtechnisch alles – von drop-offs über slopes, Wracks, mug-dives, einfach alles!! Der Hammer!!! Der erste Tauchgang gab uns aber erstmal nur einen kleinen Vorgeschmack auf das was noch Folgen sollte…
Die Tage vergingen wie im Flug, da wir jeden Tag zweimal tauchen waren und abends saßen wir eigentlich immer auf unserer Wiese und haben den Vulkan bestaunt! Am vierten Abend, der Tag an dem Eileen uns verlassen musste, war der Vulkan mächtig am Brodeln – der Vulkan war mara-mara, wie die locals sagen (verärgert)!! Harry war schon zu Bett gegangen und Julia und ich saßen draußen und bekamen es so langsam mit der Angst zu tun! Immer mehr Lava und Lava-Brocken kamen den Berg herunter, die komplette Bergspitze war am glühen und leuchten und Vollmond hatten wir dazu auch noch!!! Welch ein Spektakel!!! Wir waren schon kurz davor Harry zu wecken, um ihn zu fragen ob das so alles noch in Ordnung oder ob es nicht Zeit für eine Evakuierung ist… Aber dann haben wir uns gesagt, solange die anderen locals noch nicht davon rennen, ist alles in Ordnung. Außerdem haben die hier auch eine Beobachtungs-Station, in der alles aufgezeichnet wird und wenn es mal zu heftig wird, gibt es einen Alarm! Aber n bissl scary war es trotzdem!!
An einem Tauchfreien Tag haben wir eine Tour durch den südlichen Teil der Insel gemacht. Zusammen mit Carol – ein von Harry ausgebildeter Diveguide und super witziger Typ, und Romi – der rasende Inselfotograf und Reporter, ging es durch viele kleine ruhige Orte mit vielen überraschten und freundlichen Menschen, die sich ehrlich gefreut haben „Bulés“ zu sehen!! Und ist ein Ort auch noch so klein, gibt es doch mindestens 3 Kirchen in jedem Dorf und die nächste ist schon im Bau! (bald für jeden Wochentag eine) Wir stellen fest – hier sind Christen genauso verrückt, wie Moslems, die ebenfalls so viele Moscheen in den kleinsten Orten haben. 🙂 Und da die Christen ja auch ein Abbild ihres Gottes anbeten dürfen, steht hier auf dieser kleinen Insel eine wirklich große Jesus-Statue, die man sich natürlich mal angucken muss. Die ist jetzt nicht so groß wie die in Rio aber auch schon ganz nett! Ein paar Strände durften natürlich auch nicht fehlen und wär nicht so viel Müll in den Meeren, wären diese auch noch viel schöner! Ist schon schlimm was da so alles angeschwemmt wird!! Und dieses Problem hat nicht nur Indonesien…
Irgendwann war man dann auch wieder zu Hause und dank der brennenden Sonne auch ziemlich fertig – aber happy!
Besuch stand an! Die beiden Töchter von Harry und Cathrin kamen zu Besuch aus Manado! Nadya und Erika studieren dort und kommen immer mal wieder zu Besuch. Momentan ist hier auf Siau auch eine Art Festival, die locals nennen es Expo, wo Nadya in traditionellen Gewändern auftritt. Auf dieser Expo sind einige Stände von lokalen Unternehmen und Regierungs-Organisationen vertreten.
Und dann gibt es da noch die „Belustigungs-Apparate“! Ein Riesenrad mit einem abenteuerlichen Antrieb, eine Schiffsschaukel mit einem noch abenteuerlicheren Antrieb und diverse andere kleinere Glücksspiel-Buden wie z.B. Dosenwerfen oder Ringe auf Flaschenhälse werfen etc.! Teils echt simpel gemacht aber die Leute haben sichtlich ihren Spaß!! Kleine Gruppen von Kindern haben noch traditionelle Tänze aufgeführt, wovon der Sieger zu einem Contest nach Bali eingeladen wird. Dort waren wir also einen Abend und haben uns das Spektakel mal angeguckt. Schon lustig wie die ganzen Insulaner so abgehen können, gerade was das Glücksspiel angeht, aber da haben sie hier ja eh was für übrig!
Julia und ich haben uns dann auch mal getraut und eines der Spiele ausprobiert. Man hat quasi eine Tafel mit Zahlen vor sich auf die man setzen kann. Am oberen Ende eines schräg und mit !!Wasserwaage!! ausgerichteten Brettes wird ein Flummi gestartet. Dieser Flummi rollt dann über das mit Nägeln gespickte Brett und landet am Ende in einem Feld mit einer Nummer welche dann gewinnt. Und siehe da, wir haben gewonnen! Zwei Schachteln Kippen… Es war ein wirklich lustiger Abend ohne Touristen in einer wirklich authentischen Atmosphäre.
Nadya und Erika sind noch ein paar Tage geblieben und waren auch mit Tauchen. Nadya ist übrigens ein riesengroßer Fan der deutschen Nationalmannschaft!! Wirklich ne Verrückte diesbezüglich, so mit zwei Tage nicht sprechen bei ner Niederlage und so… Und just zu der Zeit hat die deutsche Nationalmannschaft in der EM-Quali gegen Polen gespielt, man war die aus‘m Häuschen!!! Ihr Lieblingsverein sind die Bayern und Lieblingsspieler Mario Götze…
Harry plant gerade sein Tauch-business ein wenig zu erweitern. Es ist sein liebstes Hobby und gerade hier auf Siau noch um einiges ausbaufähig! Er hat eine kleine Bucht, die seinem Onkel gehört und dort fangen sie gerade an zwei kleine Bungalows zu bauen. Ein wirklich nettes Plätzchen an dem man leicht ein paar Tage verweilen kann! Mit kleinem Hausriff und Tauchspots direkt vor der Tür! Schon echt nett!! Ich wär hier auch gerne länger geblieben, hätte die Bungalows mit hochgezogen, noch was gelernt und mit meinem Dive-Master hätt ich hier auch noch nebenbei arbeiten können aber es wurde dann doch leider Zeit zu gehen! Neuseeland wartet und Indonesien ist einfach zu groß und ein wenig mehr möchten wir davon dann doch noch sehen bevor wir uns hier niederlassen! 🙂
Der Tag des Abschiedes war gekommen und Julia und ich hatten echt n Kloß im Hals! Diese Insel hat uns einfach gefangen im gewissen Sinne. Harry, seine Familie und seine Freunde haben uns so unglaublich nett aufgenommen, sowie die ganze Insel, dass es uns echt schwer fällt goodbye zu sagen! Speziell mit Carol hatte ich eine Menge Spaß und wir haben uns einfach super verstanden! Keiner auf dieser Insel sieht dich als laufenden Geldautomaten an und das macht viel aus!!
Die Nacht-Fähre nach Bitung (Lembeh) wartete…
Bis zum nächsten Abenteuer
Euer Olli & Eure Julia
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