Von Bukit Lawang mussten wir denselben Weg mit einem Minibus zurück nehmen. Das hieß also wieder – bitte durchschütteln wie in einer Wäschetrommel. Und wo saßen wir? Natürlich hinten genau über er Achse, was bei der Straße besonders gut kommt. Es war auch nicht selten, dass man durch ein Schlagloch so hoch geschleudert wurde, dass man sich den Kopf gestoßen hat. Aber was soll’s. Das heutige Ziel war der Lake Toba.
Dieser liegt mittig im Norden von Sumatra und auf ihm ist die Insel Samosir. Auf dem Weg dorthin hielten wir mittags in Berastagi – bedeutet so viel wie Reiskammer und die Gegend war auch echt nett!! Wir haben noch zwei weitere Mitreisende eingesammelt und weiter gings. Auf dem Weg aus der Stadt fiel uns eine ziemlich dicke dunkle Wolke auf, die allerdings keine Unwetterwolke war wie sich rausstellte sondern eine Aschewolke!! Da ist eben mal der Gunung Sinabung ausgebrochen – einer von über 100 aktiven Vulkanen in Indonesien, der in den letzten zwei Jahren auch immer wieder für Schlagzeilen sorgte und viele Menschen evakuiert werden mussten. Ein paar Tage später war genau dies dann wieder der Fall, wie wir erfahren haben. Er hörte nicht auf zu spucken. Imposant und beängstigend zugleich. Zum Glück würden wir auf dem Lake Toba weit genug entfernt sein! Die Ironie dazu folgt… In Parapat angekommen, warteten wir auf die Fähre zur Insel Samosir. Und auf der Fähre, ein paar Minuten unterwegs war es dann da – dieses Gefühl der Unfassbarkeit. Die Berge um uns herum waren unbeschreiblich schön!!! Wie mit einem grünen Seidentuch überzogen.
Und dann sollte man sich langsam mal vorstellen wo man jetzt eigentlich genau ist!!!
Allein, dass Samosir eine Insel in einem See auf einer Insel im See ist, ist schon verrückt. Aber – und jetzt kommt die Ironie – der Lake Toba ist kein normaler See!! Es ist ein Kratersee!!! Jawohl – der Kratersee eines Vulkans!! Eines Supervulkans!!! Dieser ist vor 75.000 Jahren ausgebrochen und so entstand dieser See mit der Insel darauf. Das bedeutet also, wir befanden uns mitten in einem unglaublich großen Krater, die Berge um uns herum sind somit der Kraterrand!!! Ach ja – und eigentlich ist der Vulkan nicht wirklich erloschen…eigentlich ist er noch ein ganz normaler aktiver Vulkan. Aber keine Panik – SOLLTE der vor einem Ausbruch stehen, wird das früh genug erkannt!!! Aber sonst könnte man ihn mit dem Yellowstone in Amerika vergleichen! (es ist sehr interessant, darüber das ein oder andere im Internet zu lesen)
Bevor die Fähre abfuhr, wurde man ja wieder dauernd von „Touri-Anglern“ belagert. Und da es schon relativ spät war, wir noch keine Unterkunft hatten und wir nicht stundelang im Dunkel umherlaufen wollten, ließen wir uns zu der erst besten Unterkunft bringen, liehen uns ein Mopped und trafen uns (mal wieder) mit Theresa und Olli, die zufällig auch noch da waren, am nächsten Morgen aber weiter fuhren.
Wir haben drei Tage gebraucht, um endlich eine wirklich schöne Unterkunft zu finden und waren schließlich in einem wunderschönen traditionellen Batakhaus untergekommen. Die Region Toba ist christlich und hat wunderschöne traditionelle Häuser, mit allerdings sehr kleinen Türen an denen man sich immer wieder den Rücken stößt. 🙂
Nachdem die ersten drei Tage ja hauptsächlich für Unterkunftssuche drauf ging, haben wir von dem Ort Tuktuk schon recht viel gesehen. Ein Hotel neben dem anderen, immer die gleichen Souvenir-Geschäfte und Restaurants ohne Ende. Zum Glück waren zu der Zeit aber nicht so viele Touristen hier!!!
Heiße Quellen gibt es hier im Westen der Insel. Also haben wir uns wieder ein Roller gemietet und auf den Weg gemacht. Da merkt man auch erstmal, wie groß eigentlich diese Insel ist!! Wo sind wir doch gleich nochmal? Die heißen Quellen entpuppten sich als nicht lohnenswert… Hinter fast jedem kleinen Café gab es kleine von Männern und Frauen getrennte „Kammern“ mit dem heißen Wasser der Quellen. Also nicht grade spektakulär, nicht grade Natur pur, nicht grade einladend. Also fuhren wir auch zeitnah wieder zurück – allerdings quer über die Insel und nicht wie auf dem Hinweg immer am Wasser entlang. Die Ausblicke waren traumhaft und die Straße ganz gut… Man hat kleine versteckte traditionelle Dörfer mit eben den wunderschönen Häusern gesehen und weite Felder mit einem See – also gibt es einen See auf einer Insel auf einem See auf einer Insel im See. Die Straße allerdings wurde schlechter, viel schlechter!!! Auf und ab, große Steine, riesige Schlammpfützen. Umdrehen? Ach die wird sicher wieder besser…falsch gedacht!! Wir waren so froh, als wir nach 2 ½ Stunden Schrittgeschwindigkeit, ich musste immer wieder absteigen und laufen, damit der kleine Roller das schafft, so froh, dass wir keinen Platten hatten und endlich wieder geteerte Straße unterm Reifen hatten!!! Es wurde langsam auch schon dunkel und mitten in der Wallachhai ist das dann kein Vergnügen.
Auf dem Weg zum Lake Toba haben wir Tilo aus Berlin kennen gelernt. Man ist sich eher zufällig fast jeden Tag übern Weg gelaufen. Er war vor 20 Jahren das erste Mal in Tuktuk auf dem Lake und hat viel Interessantes über den Lake und generell Indonesien zu erzählen gehabt. An seinem letzten Abend haben wir zusammen ein traditionelles Batakessen genossen. Ein komplettes Huhn, mit scharfer Marinade, Gemüse und Reis. Sehr lecker!!!! – und ich habe zum ersten Mal ein Stückchen Hirn probiert… Komisch, aber man konnte es essen!! (Es sollte allerdings das letzte Mal sein, dass ich Fleisch esse)
Nachdem Tilo abgereist war, haben wir unsere letzten Tage auch eher ruhig verbracht und die Ruhe und die Landschaft genossen. Selbst nach einer Woche konnten wir immer noch nicht so recht fassen, wo wir eigentlich genau sind!! Auf einer Insel auf einem Kratersee, umrandet von einer traumhafte Berglandschaft, die den Kraterrand eines Supervulkans bildet und sich unter uns Magmakammern befinden!! Es fehlt einfach an Vorstellungskraft, diese Dimensionen in den Kopf zu bekommen…
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