Wann ist die beste Zeit zum Verreisen oder Urlaub zu machen? Genau, im Sommer oder wie es auch viele tun – zwischen Weihnachten und Neujahr. Das dachten wir uns auch, als wir unsere Campingtour planten. Noch dazu hatten wir beides – Sommer mit Weihnachten und Neujahr!
Trotz dessen unser Auto ja nun ein Griff ins Klo war und wir immer mit Überhitzung des Motors zu rechnen hatten, entschieden wir uns mit Herbert, wie wir ihn tauften, los zu fahren. Wasser hatten wir immer genug für den Notfall dabei! Was anderes blieb uns ja eh nicht über, außer eventuell ein Auto für teuer Geld zu mieten.
Wohin sollte es gehen? So genau hatten wir das nicht geplant, denn Reisen plant man nicht komplett durch! Wir wussten nur – wir wollen etwas vom Süden der Südinsel erkunden mit Zwischenstopp in
Dunedin, denn unsere Mitbewohnerin Pip ist über die Feiertage dort mit ihrer Familie. Und einen Stopp in Middlemarch war geplant. Quasi genau mittig zwischen Ost- und Westküste. Dort sind Misa und Honza hingezogen und wir freuten uns schon, sie wieder zu sehen!
Also los, der Weg ist das Ziel, wie man so schön sagt. Wann genau wir wo sein würden wussten wir nicht. Wir sind einfach los gestartet und sobald es Richtung Spätnachmittag ging, wurde nach einem Camingplatz in der Nähe gesucht. Das gestaltete sich auch sehr einfach, denn es gibt eine App in der sämtliche Campingplätze von ganz NZ gespeichert sind unterteilt in 3 Kategorien – kostenlos, bis 15$ pro Person pro Nacht und ab 16 $ pro Person pro Nacht. Wir wollten versuchen nur die kostenlosen Plätze anzusteuern. Auf diesen gibt es dann meist nur ein Plumpsklo, Dixi oder auch mal nur Büsche. Und was Klos angeht – nach 7 1/2 Monaten Südost-Asien kann für uns selbst ein Busch Luxus sein! Und Wasser zum Duschen gibt’s aus der Flasche! Und wenn es schon selten Toiletten gibt, wo bekommen wir dann Wassernachschub her, um uns die Zähne zu putzen, zum Waschen, zum Kochen? Aus den Flüssen und Seen!! Das Wasser hier ist so sauber, man könnte es sogar ohne abkochen trinken!!
Als wir die Campingtour begonnen haben, waren wir nun schon 1 ½ Monate in Neuseeland und wir waren noch immer überrascht, wie verdammt sauber es überall ist – in der Natur!!! In Asien konnte man sich vor Müll und Plastik ÜBERALL nicht retten und hier fällt es schwer etwas zu finden! Wir haben uns mal den „Spaß“ gemacht und einen Tag versucht Plastikmüll zu zählen – wir haben keine 5 Stücke gefunden! Einen Abend standen wir zum Sonnenuntergang am Rande eines Campingplatzes und haben die Berge in der Ferne bestaunt. Ich schaute Olli an und meinte – und jetzt stell Dir vor, wir stünden
in Indonesien auf einem Campingplatz! Und er wusste was ich meinte – an solch einem Platz würde in Indonesien nur Plastik rum liegen! Apropos die Berge in der Ferne bestaunen – die Sichtweiten hier sind unglaublich!! Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie weit man in die Ferne sehen kann!! Warum? Weil hier so gut wie keine Luftverschmutzung herrscht! Auch das fällt einem nach über 7 Monaten Asien extrem auf. Allerdings ist hier soweit im Süden der Erde das Ozonloch nicht weit entfernt und dadurch brennt die Sonne unbarmherzig auf der Haut, sobald sie von Wolken befreit ist! In Südost-Asien ist es zwar dauerhaft heiß aber die Sonne hier brennt nochmal ganz anders! Die Kinder in den Grundschulen haben auf dem Pausenhof sogar Hüte auf und alle Eltern sind sehr akribisch dabei, sich und ihre Kinder ständig mit Sonnencreme zu schützen – viel mehr, als wir es von zu Hause kennen.
Aber zurück zu unserer Tour. Wir machten dieses Weihnachten einen auf neuseeländisch und so gab es Heilig Abend Nudeln mit Tomatensoße und Bescherung am 25.12. morgens. Für Olli gab es einen Bodum Trinkbecher, mit dem man seinen Kaffee im Becher machen kann. Nach so einem hat er schon lange gesucht. Für mich gab es ein 1000er Puzzle von Wonderwoman… fragt nicht warum gerade Wonderwoman! Auf jeden Fall hab ich mich sehr gefreut und wir hatten gut zu lachen. 🙂
Wir wollen hier nicht jeden Tag unserer Tour beschreiben, aber an dem Weihnachtstag haben wir wirklich viel erlebt und gesehen! Wir haben die Nacht im Auto geschlafen, denn wir wollten sehr, sehr früh aufstehen und wollten uns nicht noch mit Zelt abbauen beschäftigen. Wir waren an der Ostküste in der Nähe von Moreaki. Dort am Leuchtturm gibt es einen Ausguck von dem man Pinguine beobachten kann, die sich auf den Weg ins Meer machen, um Futter zu suchen. Diese Gelbaugen Pinguine waren im dichten Gebüsch gut getarnt und durch einen Zaun von uns getrennt. Aber den ein und anderen konnten wir dann doch erspähen und beobachten, wie sich die Elterntiere von ihren Jungen verabschiedeten, um sich zum Meer auf Nahrungssuche zu begeben. Und genau gegenüber, auf der anderen Seite des Weges der zum Meer führte, tummelten sich Robben ohne Ende.
Bescherung, Sonnenaufgang, Pinguine und Robben in freier Natur – der Tag konnte nicht besser starten! An der Küstenstraße entlang Richtung Süden mussten wir dann auch noch ein paarmal anhalten, um uns diese atemberaubende Landschaft anzugucken. Einmal schien es, als würden wir auf dem Mond entlanglaufen, so unreal schien dieser Ort. Aber mystisch schön! Ein paar Minuten weiter der nächste Halt. Hier kann man angeblich viele Robben beobachten. Es war eine Felsenküste und wir konnten bis ans Meer klettern. Von Robben keine Spur, bis wir fast auf eine drauf gefallen sind. Die waren so gut getarnt in den Felsen, bei genauerem Hinsehen lagen dort auf einmal Dutzende!

Weiter ging es in den Süden nach Dunedin. Pip – eine unserer Mitbewohnerinnen hat uns eingeladen dort vorbei zu schauen. Ihr Vater lebt dort und sie verbringt die freien Tage mit ihm und ihren Kindern dort. Nach einem leckeren Festmahl ging es an den Strand und anschließend für uns weiter. Das Ziel war Middlemarch. Es ist ein sehr kleines Örtchen ziemlich mittig von West- und Ostküste. Dort sind Honza und Misa hingezogen und wir wollten sie besuchen! In Middlemarch gibt es eigentlich nichts außer ein paar Fahrradläden, aber die Landschaft drum herum ist herrlich! Wir hatten einen tollen entspannten Tag zusammen, haben viel erzählt, gelacht und nach 2 Nächten fuhren wir weiter Richtung Westküste. Diese sind wir dann an unsere letzten freien Tage entlang gefahren und es hat uns jeden Tag einfach von den Socken gehauen!! Wir hatten Glück und immer perfektes Wetter und die tollsten Aussichten.
Ich kenne da eine Geschichte – als Gott die Erde schuf, hat er am Ende alles Schöne, was vom Rest der Welt noch übrig geblieben ist, genommen und in Neuseeland zusammen gebracht. Und es ist wirklich genau so! Man steht am Strand, genießt die Sonne. Man dreht sich um und sieht Schneebedeckte Berge. Der Regenwald hier ist ein Mix aus europäischer und asiatischer Vegetation gepaart mit riesigen Farnen. Riesige Moosbewachsene Felswände, Glühwürmchen – nicht die fliegenden, richtige mini Würmchen bei denen der Hintern leuchtet und Vogelgezwitscher bei dem man denkt, man ist in einem Film.
Die Westküste ist einfach zu schön, um wahr zu sein! Regenwald, Meer, Gletscher und diese unglaublich türkisen Seen und Flüsse! Das war für uns DAS Symbol für Reinheit! Es hatte etwas heiliges, es fehlen die Worte, wenn man diese Farbe sieht! Sowas gibt es doch nicht, oder eben nur in Filmen oder es ist nur ein Pool. Nein, es gibt wirklich Gewässer, die so aussehen! Wahnsinn!
Am Neujahrstag hatten wir die Möglichkeit uns eigenen Schmuck anzufertigen und zwar aus Jade. Jade-Steine (Greenstone) oder Paua-Muscheln sind in Neuseeland sozusagen der „Nationalschmuck“, sowie das Nationalgericht Fish & Chips ist (very British). In einem kleinen shop gab es auch eine kleine Werkstatt mit diversen Maschinen, um Stein zu bearbeiten. Wir haben uns einen Tag zuvor schon Gedanken gemacht, was genau wir machen wollen und dann wurde gezeichnet, entworfen, ausprobiert und schließlich passende „Steinbrocken“ heraus gesucht, die es dann zu bearbeiten galt. Nach kurzen Einweisungen an den Maschinen wurde geschliffen, gebohrt, graviert und poliert. Olli hat sich ein sehr schickes Armband entworfen und ich habe mir eine Kette gemacht. Beide haben wir etwas von uns und gleichzeitig etwas von der Maori Kultur mit eingebracht. Es sind keine perfekten Verkaufstücke geworden, aber mit die schönsten Andenken, die man sich selber machen kann.
Im Großen und Ganzen hat uns diese 10tägige Tour schon einen kleinen Einblick gegeben von dem, was uns bisher immer nur erzählt wurde. Wir können auch wirklich nichts Negatives berichten – die Menschen sind allesamt freundlich und hilfsbereit und die Natur der Wahnsinn. ABER – es gibt an der Westküste Sandfliegen. Die sehen aus wie kleine Obstfliegen – harmlos. Bis sie zubeißen!!! Hunderte, tausende, hektotrilliarden! So klein aber schrecklich nervige Viecher! Insektenspray – vergesst es! Mal eben verscheuchen – das ich nicht lache! Die sind so dermaßen penetrant, sobald sie sich auf einem niedergelassen haben, muss man sie schon fast zerdrücken, um sie überhaupt los zu werden. Die Bissstellen jucken tagelang und zwar so sehr, dass man sich alles aufkratzt. Wir sind uns einig – wir bevorzugen Mücken! Weiterhin gibt es dann noch negativ zu beanstanden – keine Leibniz-Butterkekse, keine Milka Schoki und kein deutsches Brot. Mal sehen, wie lange wir das hier überleben. 🙂
Habt ihr Fragen? Anregungen zum Blog oder allgemein? Schreibt uns, hinterlasst Kommentare, wir wollen besser werden und bleiben und nehmen jede Kritik an, positiv wie negativ.
Eure Überlebenskünster Olli und Julia
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2 Kommentare auf "Lagerkoller – Gegenmaßnahme"
Danke danke mal wieder!!! Und du hast vollkomen recht – man kann die Eindrücke nicht wirklich so auf Bildern festhalten, wie es in Wirklichkeit ist!!
Wir nutzen eben nochmal schnell das halbstarke Internet hier im Nirgendwo (also benötigen eeeewig) Heut gehts dann richtig los! Ab jetzt wird es noch wieder mehr aufregend und spannend! Whooohhoooo!! Diesmal werden allerdings Bilder und Berichte länger auf sich warten lassen, da wir sicher die nächsten Wochen / Monate kein Empfang haben werden. Somit kannst Du in Ruhe die Zeit auf dem Klo nutzen und die resltichen Berichte nachholen 😀
Bis bald!