Da sind wir mal wieder! Unser letzter Stopp war Lake Toba und schweren Herzens mussten wir goodbye sagen, schön war´s!! Eine 15-Stunden-Busfahrt lag nun vor uns zu unserem nächsten Ziel Bukittinggi. 15 Stunden!! Ein Flug von Frankfurt nach Bangkok dauert 11 Stunden und das kommt einem schon verdammt lange vor…
Losgehen sollte es um 16 Uhr, aber das darf man hier nicht so genau nehmen! Als es dann um ca. 17 Uhr los ging, war das immer noch in Ordnung. Eigentlich wollen wir die nächsten Berichte etwas kürzer halten, aber die Busfahrt war schon ein Abenteuer für sich… Als wir eingestiegen sind und uns unsere Plätze gezeigt wurden, musste ich erstmal lachen! Ich hab noch nie (!!!) so wenig Beinfreiheit gehabt, weder in einem Bus, Flugzeug oder sonsteinem Transportmittel!! Julias Füße haben nicht zwischen den Sitz und der Lehne des Vordermanns gepasst, meine schon gar nicht! Wir mussten also die komplette Fahrt über mit angewinkelten Beinen verbringen – 15 Stunden!!! Ein Traum!!
Nach nicht einmal zwei Stunden Fahrt gab es schon den ersten Stopp, die Sonne war grad am unter gehen und unsere muslimischen Fahrgäste hatten Hunger – ist ja gerade Ramadan. Bei diesem Stopp hat man uns beklaut bzw. Julia wurde beklaut! War ein bisschen Dummheit auch von uns, wir haben unsere Rucksäcke während des Stopps im Bus gelassen, was eigentlich nicht so schlimm ist. Aber wenn man dazu noch das extra im Vorfeld besorgte Safety Pack offen lässt, ist das schon ziemlich doof! Auf jeden Fall hat jemand hinein gegriffen und erstmal 1,8 Millionen Rupiah rausgezogen! Einen kleinen Rest haben sie uns gelassen aber 120€ waren weg! Gemerkt haben wir das natürlich erst einen Tag später bei der Abrechnung… Lehrgeld…
Schön war auch das während dieser 15 stündigen Fahrt ein Fahrgast zwei Reihen hinter uns gefühlte 14 Stunden der Fahrt am kotzen (Entschuldigung) war. Man kann eigentlich nicht von „sich übergeben“ reden weil dieser jemand dabei so laut war – er hat es quasi schon zelebriert und man konnte die Uhr danach stellen! In regelmäßigen Abständen und wenn es grad mal ein wenig kurvig wurde wusste man – gleich geht’s wieder los!! WWWHHHUUUUUAAAAA!! Mit einer gewissen Leidenschaft die ihresgleichen sucht!
Reisen in Sumatra dauert halt immer ein wenig länger, wobei es weniger die Distanzen sind die man zurücklegt, sondern eher der Zustand der Straßen. Naja auf jeden Fall war auch dieser Trip irgendwann vorbei. Man war ziemlich fertig, weil man ja recht wenig schlafen konnte, was in der Embryonal-Stellung und mit sich laut-übergebenden-Mitreisenden auch kein Wunder ist! Auf diesem Trip haben wir Diego und Leo kennen gelernt, die auch ein Jahr unterwegs sind! Ein nettes Pärchen aus Spanien, wobei Diego eigentlich Italiener ist aber schon seit ca. 14 Jahren in Spanien lebt. Mit ihnen haben wir uns dann erstmal ein Taxi geteilt, um zu unseren jeweiligen Unterkünften zu kommen, man sollte sich im Laufe der nächsten Tage noch ein paarmal übern Weg laufen!
Der Eigentümer unserer Unterkunft war übrigens ein Deutscher der schon seit über zwanzig Jahren hier lebt und somit ne Menge Tipps für uns parat hatte, inklusive einer detaillierten Karte für unseren GPS-Tracker! Unser Raum zum Übernachten befand sich auf dem Dach direkt an einer großen Kreuzung, wir hatten somit einen schönen Ausblick über die Stadt, aber Nachts echt Probleme mit dem Schlafen da ja während des Ramadan die Leute eher Nacht- als Tagaktiv sind… Außerdem roch es ein wenig aus unserem Klo, sodass wir nach 3 Tagen beschlossen doch lieber eine andere Unterkunft aufzusuchen! Den Rest unseres ersten Tages in Bukittingi haben wir damit verbracht, ein wenig die Stadt zu erkunden.
Bukittinggi ist eigentlich eine ganz nette Stadt. Es gibt ein paar Märkte, genug Warungs (kleine Restaurants), Banken, zwei wirklich imponierende Vulkane (den Gunung Singgalang und den Gunung Merapi mit jeweils fast 3000m Höhe (Gunung heißt Berg)) und einem kleinen Zoo… Dieser Zoo ist eigentlich nicht erwähnenswert bzw. musste ich länger überlegen ob ich ihn erwähnen soll, weil das der schlimmste Zoo ist den wir je gesehen haben!!! Wir sind dort auch eher durch Zufall gelandet weil man von einem Park über eine Brücke geht und dann automatisch mitten im Zoo steht. Sämtliche Gehege sind zu klein, die Tiere werden falsch bis gar nicht ernährt (zumindest habe ich so gut wie keine mit Wasser gefüllte Tränken gesehen und ob Bananen das richtige für gewisse Tiere sind bleibt zu bezweifeln!!)! Kragenbären, die offensichtlich falsch gefüttert wurden, kein Wasser haben und in ihren viel zu kleinen und dreckigen Gehegen dahinvegetieren. Sumatra-Tiger die teilweise nur noch drei Pfoten hatten (ich schätze mal das resultiert aus den Fallen mit denen diese Tiere gefangen wurden). Ein Orang-Utan, der jeden Besucher um Fressen anbettelt. Ein Koboldmaki in einer Art Vogelkäfig, ein Nashornvogel (Hornbill) in einem viel zu kleinen Käfig. Zwei angekettete Elefanten die in ihrer eigenen Scheiße standen und völlig apathisch immer vor und zurück gewankt sind – mehr ging nicht da die Ketten zu kurz waren und wie alle anderen Tiere kein Zugang zu Wasser!! Es war einfach zum Heulen (und Julia hat geheult) und wir haben uns nur einen Teil des Zoos angeschaut!!! Also wenn irgendjemand von euch eine Plattform kennt auf der man auf diese Missstände wirkungsvoll hinweisen kann (hab extra Fotos gemacht), dann meldet euch bitte oder schreibt es uns!! Wir wissen, wir sind hier in Asien und man darf diese „Zoos“ hier nicht mit europäischen Zoos vergleichen aber das war wirklich schlimm!!
Auf diesen ereignisreichen und aufwühlenden Tag folgte eine kurze Nacht! Da die Moscheen um 3.30 Uhr mit ihren Gebets-Gesängen (milde Ausgedrückt) anfangen, ist an Schlaf nicht mehr zu denken auch nicht mit Ohrstöpseln!! Auch der Wechsel in eine andere Unterkunft machte es nicht besser, im Gegenteil, eher schlimmer da die Moschee dann nur noch ca. 40 Meter entfernt lag und man früh morgens (Nachts) das Gefühl hatte man hätte ein Zimmer in der Moschee gebucht! Aber so ist das halt, wenn man während des Ramadan in muslimischen Gegenden unterwegs ist. Wenn man das nicht will, muss man sich halt andere Orte aussuchen und auch Kirchenglocken können nerven…
Wir haben uns dann mal ein Moped geliehen und haben einen kleinen Tagesausflug zu einem nahegelegenen See unternommen. Der See (Danau Maninjau), wie sollte es hier auch anders sein, lag im Krater eines Vulkans! Am Kraterrand gab es einen sagenhaften Ausblick über den gesamten See mit all seinen Dörfern. Nun mussten wir nur noch die 44 steil nach unten führenden Haarnadelkurven bewältigen (ein Traum für Motorradfahrer!!!), um uns am Ufer des Sees ein wenig auszuruhen! Mittlerweile plagte uns auch ein kleines Hüngerchen, nur versuch mal während des Ramadan tagsüber ein offenes Restaurant zu finden… Wir hatten Glück und haben wirklich eins gefunden, mit einem großen Schild davor wo drauf stand „only for tourist“! Nachdem unser Hunger gestillt war, haben wir noch versucht uns einen Wasserfall anzugucken. Den Weg hatten wir gefunden, unser Moped mittlerweile abgestellt und es ging immer weiter in den Urwald hinein. Immer am Flusslauf entlang wurde es aber immer schwieriger den Pfad zu erkennen bzw. zu folgen und die Moskitos wurden immer aufdringlicher, von der Hitze und dem Schwitzen mal ganz abgesehen (Standard)!! Irgendwann hatten wir die Schnauze voll und sind wieder zurück zum Moped gegangen. Dort angekommen wurde erstmal gezählt – wer wohl mehr Mückenstiche abbekommen hatte?? Ich hatte dann doch nur 19 – Julia hatte ganze 30 Stiche!!! 🙂 Jetzt schulde ich ihr eine Massage… Wir beschlossen uns wieder auf den Rückweg zu machen. Die 44 Haarnadelkurven wieder hoch, welch ein Spaß und was für ein Ausblick zwischendurch!!!
Back in Bukittinggi, duschen, essen, schlafen, am besten so früh wie möglich, die Nächte sind hier kurz…
Next day – next trip!
Diesmal sind wir raus aus Bukittinggi und Richtung Äquator gefahren, der verläuft hier gleich ein paar Kilometer außerhalb der City! Die Straße dorthin war ein Traum, gut ausgebaut und schön kurvig durch eine atemberaubende Landschaft! Dass die aufgemalte Äquatorlinie 150 Meter neben dem wirklichen Äquator liegt (laut unserem GPS) hat wahrscheinlich nie jemand kontrolliert… 🙂 War witzig aber mehr gibt´s darüber nicht zu erzählen. Als wir wieder in der Stadt waren wussten wir nur eins – wir müssen hier raus, mindestens für ein paar Tage! Also ab ins Harau-Valley! Mittlerweile gab’s auch schon so ne Art Freundeskreis, bestehend aus Diego und Leo (Italien, Spanien), Mike und Dave (Deutschland, England) und Julia und mir (Linden J), alles Langzeit-Reisende! Eine wirklich lustige Sechsertruppe und so richtig gelacht haben wir dann im Harau-Valley!
Julia und ich sind recht früh als erste Richtung Harau-Valley gestartet. Die Tour sollte ca. 2 Stunden dauern und verlief immer geradeaus auf der Hauptverkehrs-Straße entlang, also war höchste Aufmerksamkeit geboten! Lebensmüde LKW-Fahrer, Reisebusse, Minibusse, normale Autos und jede Menge Mopeds waren unsere Begleiter. Da war ich schon froh eine gewisse Motorrad-fahr-Erfahrung zu haben!! Blinken ist hier bis auf bestimmte Situationen eher was für den Gegenverkehr, Autos überholen, auch wenn Mopeds von vorne kommen und LKWs und Busse dürfen eh immer überholen (das Recht des Stärkeren!)…
Kurz bevor wir angekommen sind haben wir noch einen kleinen Stopp an einem lokalen Markt gemacht und uns mit Snacks eingedeckt. Julia steht da voll drauf und muss immer alles probieren! 🙂 Im Harau-Valley angekommen durften wir uns dann eine von den Hütten aussuchen! Wir haben uns für die erste in der Reihe entschieden, die hatte noch ein Obergeschoss mit Balkon!! Ein nach oben hin offenes Badezimmer hatten sie alle… Wirklich schön gemacht!! Und die Umgebung erst – hinter uns eine riesige Felswand mit einem kleinen Wasserfall. Vor uns ein Blick, der nur von den Kalksteinbergen des Tals begrenzt wurde und dazwischen alles voller Reisfelder!! Und – keine Moschee in Hörweite!! 🙂 Und es gab Bintang (Bier)…
Wir haben dann in der Nachmittagssonne eine kleine Erkundungstour durch die Reisfelder unternommen. Einfach herrlich, dieser weite Blick über die Reisfelder, die Berge im Hintergrund und hier und da vereinzelt ein paar Hütten! Als wir wieder an unserer Unterkunft angekommen sind war außer Dave, der schon am Vortag angekommen war, noch niemand da also haben wir uns erstmal ne kleine Erfrischung gegönnt und gewartet. Irgendwann kamen dann auch Diego und Leo angefahren und die hatte es ein wenig zerlegt auf dem Weg! Eine kleine Unebenheit in der Straße, die falsche Bremse benutzt und schon war´s passiert! Wobei die Beiden noch Glück hatten, denn außer ein paar kleineren Schürfwunden und einer schmerzenden Schulter ist ihnen nichts weiter passiert! Mike kam dann auch kurze Zeit später und die Runde war wieder beisammen! Der Abend ging dann noch echt lange, es wurde viel gelacht und der Bintang-Vorrat wurde weitestgehend vernichtet!
Am nächsten Morgen haben wir uns dann zusammen mit Diego und Leo wieder auf unsere Mopeds geschwungen und haben das Tal erkundet! Mehrere Wasserfälle, die schöne Landschaft und die Herstellung von Nudeln und Krupuk (einer Art Reischips) standen auf dem Programm. Die Wasserfälle waren wirklich schön – wenn man sich den Plastikmüll wegdenkt – und in einem habe ich dann auch geduscht. Der Plastikmüll ist hier so ne Sache. Es gibt hier und da Schilder ihn nicht einfach so in die Natur zu schmeißen, aber das juckt anscheinend so gut wie niemanden! Er ist einfach überall!! Da sitzen ein paar junge Menschen im Schatten eines Baumes auf einer Wiese und sind kreisförmig umgeben von Plastikmüll. Nicht deren eigener, der kam später bestimmt noch dazu, aber es hat sie einfach überhaupt nicht gestört!!??!! Und Indonesien hat mittlerweile ein großes Plastikmüll-Problem!! Einfach überall liegt er herum, in den Wasserfällen, den Flüssen, im Gebüsch, am Wegesrand, selbst im Dschungel findet man welchen! In den Reisfeldern, hinter ihren Häusern wird er einfach die Böschung hinunter geschmissen, er fliegt aus den Fenstern sämtlicher Transportmittel, sei es der Bus, der Zug oder die Fähre…, an JEDEM Strand sowieso, weil ÜBERALL im Meer!!! Das ist aber auch leider ein Problem der fehlenden Aufklärung und der fehlenden Infrastruktur! Wer sammelt den Müll in einem Inselstaat ein? Wohin damit? Loch buddeln und rein damit – kommt vor, verbrennen – kommt vor, liegen lassen – kommt meistens vor! Keine Müllabfuhr, kein Recycling-System, zu wenig Leute die es kümmert! Und dieses Problem betrifft leider alle Südost-Asiatischen Staaten…
Irgendwann sind wir dann auch mal in einem Dorf angekommen und unsere Mägen wollten gefüllt werden – remember, it´s Ramadan… Wir haben dann aber einen Fußballplatz gefunden der zur einen Hälfte mit Nudeln und zur anderen Hälfte mit noch nicht fertigen Chips (Krupuk) bedeckt war! Die einen gelb, die anderen pink!! Eine kleine Halle am Fußballplatz diente der Nudelproduktion, ein weiteres Gebäude zur Krupukproduktion und das Feld an sich zum Trocknen derjenigen. Ein Angestellter hat uns dann, ganz geheim, in ein kleines Gebäude gelotst wo wir dann erstmal eine Portion frischer Nudeln und Chips essen konnten! Frisch gestärkt haben wir dann den Rest des Valleys erkundet – ein wirklich schönes Fleckchen Erde! Abends war man dann auch ziemlich kaputt und nach dem Essen auch recht schnell im Bett verschwunden! Leider hatten wir hier nur zwei Nächte was bedeutete, das wir am nächsten Tag schon wieder die Fahrt nach Bukittinggi vor uns hatten. Aber vorher haben wir nochmal die Zeit genutzt und noch einen Spaziergang durch die Reisfelder unternommen bevor es wieder in die laute Stadt ging…
Hinterlasse einen Kommentar
Hinterlasse den ersten Kommentar!