Da sind wir nun, Banda Aceh. Hier war damals das Beben, welches den Tsunami ausgelöst hat, der allein hier ca. 120.000 Menschen getötet hat! Mit gemischten Gefühlen sind wir hier gelandet. Wie hat sich der Ort erholt, wie leben die Menschen mittlerweile, was sieht man noch von der immensen Zerstörung, die der Tsunami damals hinterlassen hat? Hier geht aber auch unsere Indonesien-Reise los! Indonesien, ich habe es damals schon in mein Herz geschlossen! Ich hoffe Julia wird es auch so ergehen!
Auf dem Weg in die Stadt, der Flughafen liegt ein wenig außerhalb, hat man keine Spuren von irgendeinem Tsunami gesehen. Auch in der City selber nichts. Aber wie wir erfahren haben, hat das Beseitigen der Trümmer sieben Jahre gedauert! SIEBEN Jahre!!! Das muss man sich mal versuchen vorzustellen!! Das Hotel in dem wir eingecheckt haben stand bis zur zweiten Etage unter Wasser, wir haben in der dritten unser Zimmer bezogen. Vorm Nachbar-Hotel lag damals ein ziemlich großes Fischerboot und wir sind hier locker 4km vom Meer entfernt…
Der Tag hatte ja gerade erst begonnen, gelandet sind wir gegen 12:00 Uhr also war noch genug Zeit, die Stadt ein wenig zu erkunden. Unser Plan war ein Becak (motorisierte Rikscha) zu nehmen und uns erst zum Aceh State Museum und zum benachbarten Rumoh Aceh (traditionelles Holzhaus auf Stelzen in dem nicht ein einziger Nagel verbaut wurde) bringen zu lassen. Danach wollten wir zum Tsunami Museum und dann zur Kapal Apun (ein 2500 Tonnen schweres Schiff zur Stromproduktion), welches ca. 5km im Landesinneren liegt. Die ersten beiden Stationen waren leider geschlossen und außer neugierigen Kiddies und zwei wirklich imposanten Bäumen haben wir dort nicht wirklich was gesehen. Nachdem man dann lange genug gewartet hatte sind wir einfach weiter gefahren – next stop, Tsunami Museum…
Das Gebäude an sich war schon sehr aufwühlend. Mein Herz schlug schneller und ich wusste kurzzeitig gar nicht wohin mit mir! Ist immerhin schon zehn Jahre her und das es mich so aufwühlt, hätte ich nicht gedacht. Der Eingang war eine Art Abstieg. Rechts und links von einem rann Wasser an den Wänden hinab und es war ziemlich düster. Man hörte nur das Wasser plätschert, was eine ziemlich gespenstische Atmosphäre aufkommen ließ! Unten angekommen stand man dann inmitten von kleinen Podesten mit jeweils einem Bildschirm auf denen diverse Bilder des Tsunamis und der kämpfenden, verzweifelten Menschen zu sehen waren. Da mussten wir dann ganz schön schlucken, auch wenn man damals viele von diesen Bildern, wenn auch andere, im Fernsehen (oder live) gesehen hatte! Der nächste Raum war eine Art Röhre die nach oben hin immer kleiner wurde und an deren Ende ein Friedenssymbol zu sehen war. Dieser Raum war für mich extrem hart und ich musste ganz schön mit meinen Tränen kämpfen (Julia ging es nicht besser), denn an den Wänden waren tausende Namen derer, die ihr Leben verloren hatten, verewigt! Ein imponierendes und gelungenes Memorial!
Raus aus diesem Raum ging es dann über eine Art Brücke auf die nächste Ebene. An der Decke hingen sämtliche Länderflaggen der Länder, die damals hier geholfen haben und dazu das Wort „Frieden“ in der jeweiligen Sprache! Wir haben uns dann noch einen Kurzfilm über den Tag des Tsunamis in Banda Aceh angeschaut und danach war ich vom Kopf her durch mit diesem Thema! Es gab dann noch ein paar Räume mit Bildern vom Tsunami, davor, währenddessen, danach, mit Modellen, Fundstücken und alles was dazu gehört! Es wurde uns dann aber einfach zu voll und wir waren wie gesagt durch mit dem Thema, also sind wir raus zu unserem Becak-Fahrer und haben uns zum nächsten Memorial fahren lassen.
Kapal Apun – das ist der Name eines 2500 Tonnen schweren, zur Stromerzeugung genutztem Schiff, welches beim Tsunami ca. 5km ins Landesinnere geschwemmt wurde. Da standen wir nun, mussten aber warten bis sich die Tore öffnen, da gerade Gebets-Zeit war. Während wir also gewartet und unseren Kaffee bzw. Tee getrunken haben mussten wir zwischendurch erstmal als Fotomodell parat stehen! Ausländer, und dazu noch blond, und der eine sieht aus wie Shaggy von Scoobydoo… Wenn wir vorher gewusst hätten was uns später auf dem Schiff noch erwarten würde hätten wir uns komplett verschleiert! Das Schiff war schon sehr imposant aber so wirklich realisieren konnten wir es kaum, weil wir vom Anfang bis zum Ende, gefühlt, mindestens 50 Mal mit irgendwelchen Menschen fotografiert wurden!! Das ist ja am Anfang noch ganz lustig aber irgendwann fällt einem das Lächeln dann doch schon schwerer! Ein Foto mit ihr, dann mit ihm, mit den Kindern und dann nochmal alle zusammen, mit den ganzen Freundinnen, jede für sich, alle zusammen!! Hätten wir für jedes Foto nur 5000 Rupiah (14500Rp sind 1€) genommen, wir wären stinkreich vom Boot runter gekommen!
Betrachtet man dieses riesige Schiff und schaut sich dabei, suchend nach dem Meer, um, bleibt es unbegreiflich, wie und mit welcher Kraft das Wasser diesen Kollos damals bis hierher geschwemmt haben muss! Es liegt da einfach, als wenn es ein Gebäude ist, welches da hingehört. Was aber noch wirklich interessant war an diesem Schiff, war die Bekanntschaft die wir gemacht haben. Und zwar mit Kamal. Er hat uns auf Deutsch reden hören und uns dann auch gleich selbst auf Deutsch angesprochen! Wo wir denn herkommen würden bzw. wo wir vor der Reise gewohnt haben und als wir ihm dann als Antwort Hannover gesagt haben konnte er es kaum glauben. Er hat nämlich auch in Hannover gelebt und studiert und auch in Linden gewohnt! Welch ein Zufall! Er hat uns auch ein Foto der Leibniz-Universität gezeigt und wir mussten alle erstmal herzlich lachen! Mit ihm werden wir uns die Tage nochmal auf einen Kaffee treffen und ein wenig ausführlicher quatschen. Die Welt ist so klein!
Nach der ganzen Foto-Session waren wir dann auch froh endlich wieder in unserem Becak zu sitzen und auf dem Weg in unser Hotel zu sein! Duschen, umziehen und gleich wieder raus auf der Suche nach was Essbaren. Was sich als ziemlich leicht gestaltete denn die gegenüberliegende Straßenseite war gesäumt mit Streetfood-Ständen! Echt lecker!! Noch n paar Bintang-Zero gekauft (alkoholfreies Bier – ist ja alles muslimisch) und wieder ab auf unseren Balkon. Wir waren leicht fertig und dementsprechend auch früh im Bett. Morgen sollte es ja noch ein wenig mehr sightseeing geben…
Die Nacht war ätzend! Laute Mopeds, Ukulele spielende Jugendliche, Geschrei und Wärme… Ein guter Mix um richtig gut schlafen zu können! Anyway – aufgewacht, frisch gemacht, raus und wieder einen Becak-Fahrer geknallt, obwohl die uns hier eher krallen. Der hat uns dann erstmal zu nem netten place gefahren wo es guten Kaffee und kleine Frühstücks-Snacks gab die sehr interessant waren. Von frittierten Instand-noodles bis hin zu undefinierbaren grünlichen Teigtaschen o.ä.! Gut gestärkt ging es dann zum nächsten gestrandeten Schiff, der Kapal Apung Lampulo!
Ein etwas kleineres Fischerboot von ca. 25 Tonnen, welches damals auf einem Haus gestrandet ist und 59 Menschen das Leben gerettet hat! Die Hauseigentümer sind mittlerweile umgezogen… Hier war zum Glück niemand und man konnte sich stressfrei, ohne aufdringliche Fotografen, umher bewegen. Für mich sind das Plätze der Ruhe und zum Gedenken, also war das schon um einiges angenehmer als gestern. Auch wenn angenehm vielleicht nicht das passende Wort ist für so eine Gedenkstätte. Dort gab es in der ersten Etage des Hauses einen Raum mit Fotos von damals. Vom Haus, von Banda Aceh, und von unserem Nachbar-Hotel mit dem Schiff davor. Das wirkt so surreal, wenn man die Plätze kennt und sich vorstellt wie es damals dort ausgesehen haben muss…
Danach sind wir zum Hafen und haben uns über Preise und Abfahrtzeiten der Fähren nach Pulau Weh informiert. Eine nette kleine vorgelagerte Insel auf der man gut tauchen können soll.
Wir werden sehen….
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